Kurt Tallert (Retrogott) – Spur und Abweg

Lesung & Konzert

Donnerstag, 23. Mai 2024, 20 Uhr
Kulturclub schon schön, Große Bleiche, Mainz
Eintritt: 12 € Euro VVK, 15 € AK

In „Spur und Abweg“ stellt Kurt Tallert sich der Verfolgungsgeschichte seiner Familie. Das Besondere an seinem Schicksal und seiner Perspektive auf die deutsche Geschichte: Kurt Tallert ist heute 37 Jahre alt, und doch wurde sein Vater als junger Mann noch von den Nazis als sogenannter Halbjude verfolgt. Bei der Geburt seines Sohnes ist Harry Tallert 58 Jahre alt. Und stirbt zwölf Jahre später. Was bleibt sind Erinnerungen, Briefe, Fotos. Spuren eines beschädigten Lebens. Auf diesen Spuren wandelt Kurt Tallert. Sie führen ihn ins Bad Honnef seiner Kindheit, in zahllosen Regionalzügen quer durch die Republik und schließlich zu seiner jüdischen Urgroßmutter Berta und zu der Frage: Was hat das eigentlich alles mit mir zu tun?

Eine Liebeserklärung an einen traumatisierten Vater, sprachgewaltig und radikal intim. Kurt Tallert führt uns vor Augen, dass Erinnern oder Vergessen nicht für alle Gegenstand einer Entscheidung ist.

Kurt Tallert, Jahrgang 1986, studierte Germanistik und Hispanistik. Unter dem Künstlernamen »Retrogott« prägt er als Rapper, DJ und Produzent seit mehr als zwanzig Jahren die deutsche Hip-Hop-Szene und veröffentlichte zahlreiche Alben. »Spur und Abweg« ist sein schriftstellerisches Debüt.

Im Anschluss an die Lesung wird Kurt Tallert aka Retrogott einen Einblick in sein musikalisches Schaffen geben.

Eine Veranstaltung des LiteraturBüro Mainz e.V. in Kooperation mit Kulturclub schon schön

Yandé Seck – Weiße Wolken

Dienstag, 21. Mai 2024, 19 Uhr
Cardabela-Buchladen, Frauenlobstr. 40, Mainz
Eintritt: 8 € / 5 € (erm.)

Zwei Schwestern, zwei unterschiedliche Lebensentwürfe: Dieo – verheiratet, drei Kinder, gute Wohnlage und auf dem Sprung in die Selbstständigkeit – ist dauergestresst von den vielen Erwartungen an sie als Mutter, Partnerin, Schwester, Tochter, Therapeutin und Schwarze Frau. Zazie im Schwebezustand nach dem Studium ist dauerwütend angesichts von Rassismus, Sexismus und den eingeschliffenen Mechanismen in der eigenen Familie. Beide beschäftigt die große Lebensfrage: Was macht uns aus? Als der Vater der Schwestern, ein eigensinniger Nietzsche-Fan, der vor mehr als vierzig Jahren aus dem Senegal nach Deutschland kam, unerwartet stirbt, kommt jede ihrer ganz persönlichen Antwort näher.

Treffsicher macht Yandé Seck in ihrem Debütroman Ambivalenzen sichtbar, die man im Kleinen wie im Großen aushalten muss. Ob woker Wohlstandslifestyle, überambitionierter Gegenwartssprech, Start-up-Vodoo oder Alt-68er-Romantik – nichts entgeht ihrem scharfen Blick und dem hintergründigen Humor.

Yandé Seck wurde 1986 in Heidelberg geboren und wuchs dort und in Frankfurt am Main auf, wo sie heute mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. Sie arbeitet als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, lehrt außerdem an der Uni Frankfurt und promoviert zu Mutterschaft, Migration und Psychoanalyse. 

Chrizzi Heinen – Tropicalia Passagen

Samstag, 20. Januar 2024
Buchhandlung Bukafski, Kurfürstenstraße 9
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: 8 €/ 5 € (erm.)

Eine Musikerin, die die Besucher eines After-Work-Clubs mit Eigenkompositionen beschallt und auf der Suche nach künstlerischer Freiheit Eigenrepliken in Form von selbstgenähten Stoffpüppchen verschickt. Ein Einlagenhersteller, der sich ganz den Füßen und Gesichtern seiner Kunden verschrieben hat. Ein Agent für posthume Literatur, der herausfinden muss, was es heißt, mit Lebenden zu arbeiten. Ein marodes Einkaufszentrum, das über Nacht vom Literaturbetrieb heimgesucht wird: Mit einem außergewöhnlichen Blick auf Musik, Literatur und das wirkliche Leben zeichnet Chrizzi Heinen in ihrem neuen Roman »Tropicalia Passagen« eine fantastische Welt, in der plötzlich alles möglich zu sein scheint.

»Chrizzi Heinen schreibt anders über Musik, Literatur und Popkultur als alle anderen. Empathischer, -subver¬siver, fantastischer. Sie hat einen ganz eigenen magischen Realismus erschaffen.« – Jan Brandt

Chrizzi Heinen zeichnet und stellt aus, produziert Hörspiele und wirkt bei Musikprojekten mit. Für ihren Debütroman »Am schwarzen Loch« wurde sie 2020 mit dem »Förderpreis Komische Literatur« ¬ausgezeichnet. Seit 2019 ist sie Leiterin des Vakant Verlags, der ausschließlich imaginäre Bücher veröffentlicht. 2024 ist Chrizzi Heinen Stadtschreiberin von Dortmund.

Die Narbe auf dem Rücken der Stille

Jana Fuchs, Lisa Goldschmidt, Julia Grinberg und Christoph Wirges
Lesung mit Autorinnen und Autoren der Darmstädter Textwerkstatt

Donnerstag, 30. November 2023
Beginn: 20 Uhr
Cardabela-Buchladen, Frauenlobstraße 40
Eintritt: 5 €

Jana Fuchs (1987 in Frankfurt a.M.), Lisa Goldschmidt (1993 in Freiburg), Julia Grinberg (1970 in der UdSSR) und Christoph Wirges (1969 im Westerwald) kennen und schätzen sich aus Kurt Drawerts „Darmstädter Textwerkstatt“, aus deren Kreis in diesem Jahr so vielbeachtete Titel wie Elena Fischers Roman „Paradise Garden“, Grit Krügers Roman „Tunnel“ und die Lyrikbände „Ursprünge“ von Lisa Goldschmidt und „liebestier“ von Miriam Tag erschienen sind.

Die vier Autor:innen, deren unterschiedliche Herkünfte und Erfahrungen sich in eigenständigen Stilen und Stimmen widerspiegeln, präsentieren sich mit unterschiedlichen Textgattungen, mal poetisch, mal narrativ. Allen Unterschieden zum Trotz eint sie eine sprachsensible Ernsthaftigkeit, mit der sie auf die von Krisen durchsetzte Geschichte ästhetisch reagieren – reagieren müssen. Das Nebeneinander von Gedichten, absurd–komischen Kürzestgeschichten, epischer Erzählung und Reflexion verspricht einen abwechslungsreichen Abend, an dem auch die dieses Jahr zum 25. Jubiläum der „Darmstädter Textwerkstatt“ erschienene Anthologie „Risse und Welt“ präsentiert wird.

Die Leselampe im Herbst 2023

Donnerstag, 23. November 2023
Dorett Bar, Zanggasse 36
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: 3 €

Die Leselampe ist eine Lesebühne, die Autorinnen die Möglichkeit bietet, ihre Texte zu präsentieren. Im Mittelpunkt steht der literarische Nachwuchs, jedoch der fortgeschrittene. Zu sehen und zu hören sind Autorinnen, die bereits Bücher veröffentlicht haben oder ausgezeichnet wurden, und Wortkünstler, die für ein Livepublikum schreiben.

Interessierte Autorinnen und Autoren sind eingeladen, sich per Mail an Sarah Beicht und Ingo Bartsch unter die.leselampe.mainz (at) gmail.com oder über einen der Social-Media-Kanäle zwecks Teilnahme zu wenden.

Die Leselampe wird gefördert vom Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz.

Ralf Schwob – Das Präsidium

Rheinhessen liest
Freitag, 10. November 2023
handmade.wine Draisberghof, Mainz-Gonsenheim
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: 5,- Euro

Drogenkurier Maik steckt in Schwierigkeiten: Sein Kumpel hat sich mit der letzten Lieferung abgesetzt und die Auftraggeber sind ihm auf den Fersen. Maik versteckt sich im leerstehenden alten Polizeipräsidium in Frankfurt und setzt alles daran, die Lieferung wiederzubekommen.

Der Ex-Banker Thomas pendelt nur noch zum Schein jeden Tag ins Bankenviertel, seinen Job hat er längst verloren. Als er durch Zufall in den Besitz einer Tasche voller Drogen kommt, scheint das die Lösung seiner Probleme zu sein. Aber wie verkauft man als unbescholtener Bürger Kokain im Wert von einer Viertelmillion Euro?

Ralf Schwob, Jahrgang 1966, schreibt seit vielen Jahren regional angesiedelte Spannungsromane. Für seine literarischen Arbeiten wurde er u.a. mit dem Literaturförderpreis der Stadt Mainz und dem Nordhessischen Literaturpreis ausgezeichnet. Er lebt in der Nähe von Groß-Gerau.

Ingo Bartsch – Ein Mord – drei Tote

Rheinhessen liest
Donnerstag, 2. November 2023
Weingut Becker, Mainz-Ebersheim
Beginn: 19 Uhr
Eintritt: 5 Euro

Eine tote Influencerin, mafiöse Politik und Terrorismus: Adam Götzki, Top-Mann beim BKA in Berlin, ist psychisch am Ende. Um beruflich wieder auf die Beine zu kommen, soll er für eine Weile beim Landeskriminalamt in Mainz arbeiten. Dort erwartet ihn unversehens der erste Fall: Eine Influencerin liegt erschlagen in ihrer noblen Wohnung am Zollhafen. Doch die Staatsanwaltschaft klagt den erstbesten Verdächtigen an, bevor die eigens gebildete Sonderkommission überhaupt mit den Ermittlungen begonnen hat …
Ingo Bartsch wurde 1980 in Kassel geboren. Er hat auf Sozialarbeiter umgeschult und leitet ein soziales Wohnprojekt. Bartsch lebt in Mainz.

Jörg Magenau – Liebe und Revolution

Mittwoch, 15. November 2023
Kakadu Bar, Gutenbergplatz 3-5
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: 9,50 € / 7,60 € (ermäßigt)

Paul lebt Mitte der 1980er Jahre im linken Milieu West-Berlins. In den Lesekreisen und aktivistischen Zirkeln wird über Revolution nachgedacht. Als er Beate trifft, entdeckt er die Liebe und muss erkennen, wie schnell sie einem entgleiten kann. Wie viele aus seiner Generation geht er nach Nicaragua, wo er hofft, sich nützlich machen zu können und Beate zu vergessen. In der Profanität des Revolutionsalltags zwischen Betonmischer und Hängematte deutet sich die Vergeblichkeit des politischen Kampfes an. Wäre da nicht die entschlossene Sigrid, deren Wesen ebenso rätselhaft ist wie ihr plötzliches Verschwinden …

»Liebe und Revolution« ist ein Epochen- und Generationenroman, der mitreißend erzählt, dass das Politische stets auch privat ist.

Jörg Magenau, geboren 1961 in Ludwigsburg, studierte Philosophie und Germanistik in Berlin. Er ist einer der bekanntesten deutschen Feuilleton-Journalisten und schrieb u. a. Biographien über Christa Wolf und die Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger. Bisher erschien die literarische Reportage „Princeton 66“ und 2016 sein erster Roman „Die kanadische Nacht“.

Moderation: Ariane Binder

Thorsten Nagelschmidt – Arbeit

Mittwoch, 25. Oktober 2023
Capitol-Kino, Neubrunnenstraße 9
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: 14 € VVK / 16 € AK

In einem Hostel beginnt Sheriff seine Nachtschicht und fühlt sich mal wieder wie ein schlecht bezahlter Sozialarbeiter. Im Späti nebenan erlebt Anna den dritten Überfall in diesem Jahr. An der Tür vom Club „Lobotomy“ steht Ten und realisiert, dass ihm seine Familie durch seine Arbeitszeiten komplett zu entgleiten droht. Außerdem: eine idealistische Notfallsanitäterin, eine zornige Pfandsammlerin und ein Drogendealer mit Zahnschmerzen …

Thorsten Nagelschmidt hat mit „Arbeit“ einen Gesellschaftsroman über all jene geschrieben, die nachts wach sind und ihren Job erledigen, während Studenten und Touristen feiern. Temporeich erzählt er von zwölf Stunden am Rande des Ausgehbetriebs und stellt Fragen, die man beim dritten Bier gerne vergisst: Auf wessen Kosten verändern sich Städte, die immer jung, „sexy“ oder voller ganz eigenem „Gefühl“ sein wollen? Für wen bedeutet das noch Freiheit, und wer macht hier später eigentlich den ganzen Dreck weg?

Thorsten Nagelschmidt, geboren 1976, ist Autor, Musiker und Künstler. Er ist Sänger, Texter und Gitarrist der Band Muff Potter und veröffentlichte u.a. die Bücher „Wo die wilden Maden graben“, „Was kostet die Welt“ und „Drive-By Shots“. Thorsten Nagelschmidt lebt in Berlin.

Frank Willmann – Der Pate von Neuruppin

Donnerstag, 19. Oktober 2023
Hafeneck, Frauenlobstraße 93
Beginn: 20 Uhr
Eintritt: 8 € / 5 € ermäßigt

1990 eröffnen ein paar Jugendfreunde eine Imbissbude. 14 Jahre später werden sie wegen Kokainhandel, illegalem Glücksspiel, Erpressung, Betreiben eines Bordells und Gründung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Dazu kommt ein ungeklärter Mordfall. „Der Pate von Neuruppin“ ist die Geschichte der sogenannten »XY-Bande« – unglaublich, aber wahr. Ein spektakulärer Fall, der die Verbrüderung von Kapitalismus und Verbrechen offenbart. Und dazu ein authentisches Porträt der ehemaligen DDR in den Neunzigerjahren, das auch als eine Lesart der „blühenden Landschaften“ gewertet werden kann …

Der Autor und Publizist Frank Willmann hat in langen Gesprächen das Vertrauen aller Beteiligten gewonnen. Das Resultat ist eine literarische Reportage in Romanform, die ohne jedwede Moralisierung oder Belehrung daherkommt. Ein „Breaking Bad“ in Brandenburg – spannender als jeder Tatort.

Frank Willmann, geboren 1963 in Weimar, 1984 Ausreise nach Westberlin. Gemeinsam mit Anne Hahn veröffentlichte er mehrere Sachbücher, die sich der Aufarbeitung von subkulturellen Strömungen in der DDR widmen, unter anderem „negativ-dekadent: Punk in der DDR“. Frank Willmann schreibt u.a. für die Berliner Zeitung, taz, Neues Deutschland und Die Zeit. Willmann ist Mitglied der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur.